Deutschland kann sich selbst versorgen – Mittelbaden nicht

21Oktober
2022

Berichten des Landwirtschaftsamts im Landratsamt Rastatt zufolge ist Mittelbaden nicht unabhängig von Importen, was die Lebensmittelversorgung angeht. Öfter lokal einkaufen könnte helfen.

Erdbeeren, Spargel, Wein: Davon haben wir in Mittelbaden reichlich. Und exportieren sogar, was das Zeug hält. Doch unabhängig von Importen, zumindest innerhalb Deutschlands, sind wir in Sachen Lebensmittel lange nicht. Seitdem in Europa der Krieg ausgebrochen ist, gewinnt die Frage nach Unabhängigkeit und Selbstversorgung mehr und mehr an Bedeutung. Andrea Ganter, Leiterin des Landwirtschaftsamts im Landratsamt Rastatt, hat das so ausgedrückt: „Sicher ist, dass die heimische Landwirtschaft durch die Krise zunehmend an Bedeutung gewinnt.“

Wenig Weizen, reichlich Roggen

Wir müssen uns zum Glück keine Sorgen machen, dass uns das Brot ausgeht. Bundesweit sowieso nicht: Der gesamte Bedarf an Brotgetreide konnte im vergangenen Jahr trotz unterdurchschnittlicher Ernten komplett im Inland gedeckt werden. Das wird auch weiterhin so bleiben, sofern es nicht an Dünger, Diesel, Landwirten mangelt. In unserer Region haben wir jedoch weniger als die Hälfte der Menge Weichweizen, die unseren Pro-Kopf-Verbrauch decken würde. Was Roggen angeht, ernten wir sogar mehr als wir selbst verbrauchen, können gar exportieren. „Rechnet man einen Pro-Kopf-Jahresverbrauch von sechs Kilogramm, so kommt man auf einen Selbstversorgungsgrad von 135 Prozent“, so Amtsleiterin Ganter. Kein Schaden, Roggenbrot ist ohnehin gesünder als Weizenbrot!

Pasta nur durch Import, Kartoffeln bundesweit verfügbar

Während für Brot der in Deutschland weitgehend verfügbare Weichweizen verwendet wird, braucht man für Nudeln Hartweizen. Die heimische Hartweizenproduktion reicht jedoch leider nicht im Ansatz aus, um unseren Hunger auf Pasta zu befriedigen: Hier ist Deutschland auf Importe angewiesen, bei Hartweizen etwa aus Kanada. Das wohl deutscheste Lebensmittel ist in Mittelbaden auch nicht ausreichend vorhanden: Während wir in unserer Heimat durchschnittlich 57 Kilogramm Kartoffeln pro Kopf und Jahr verputzen, können wir lokal mit gerade mal 7 Kilo aufwarten. Die Expertin Ganter kann aber beruhigen: Die Fans der Knolle könnten beruhigt sein. Der Selbstversorgungsgrad bei Kartoffeln lag in den letzten Jahren bundesweit wohl immer über 100 Prozent.

Nachhaltig und regional bleiben

Resümee: Das, was die Region Mittelbaden an Obst und Gemüse produziert, würde nicht ausreichen, um die Mittelbadener komplett zu versorgen. Denn hier wohnen viele Menschen dicht beieinander. Und es gibt nicht unendlich viel Platz für Anbauflächen. Die gute Nachricht: Deutschland kann sich weitgehend selbst versorgen. Der Selbstversorgungsgrad über alle Lebensmittel lag 2019/2020 bei rund 88 Prozent. Insbesondere bei Fleisch, Milch und Kartoffeln gebe es sogar eine Überproduktion.

Die lokalen Obst- und Gemüsebauern stärken

Wir können viel tun, um die regionale Produktion und damit auch die Unabhängigkeit Mittelbadens zu stärken: Lokal einkaufen, bei Hofläden oder auf dem Markt, ist eine wunderbare Art, sich gesund und frisch zu ernähren, die lokale Wirtschaft zu stärken und dabei klimaschonend und nachhaltig zu leben. Und, wer weiß: Vielleicht wächst im kommenden Jahr in den Privatgärten ja auch das Gemüsebeet.

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