„Besonders vermisst habe ich meine Freunde, die Klassenkameraden sowie die Lehrer“
21Juli
2020
Eva Kimmerl besucht die 11. Klasse im Gymnasium Klosterschule vom Heiligen Grab in Baden-Baden und macht kommendes Jahr Abitur. Hier beschreibt sie, wie die Vorbereitung aufs Abi trotz Lockdown gelang. Und was sie motiviert, zu lernen.
Frau Kimmerl, wie haben Sie in den letzten Monaten gelernt?
Eva Kimmerl: „Vor dem Lockdown und dem Beginn des Homeschoolings habe ich mich vor allem mithilfe meiner Aufschriebe, welche wir im Unterricht verfasst haben, auf die anstehenden Klausuren vorbereitet. Da in der Phase des Homeschoolings Aufschriebe nicht mehr in der gewohnten Form möglich waren, habe ich mit unseren Schulbüchern gelernt und mir für manche Fächer zusätzlich Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Die Aufgaben haben wir größtenteils über die Schulapp Sdui erhalten. Dort gibt es für jedes Fach einen Chat, über den Schüler und Lehrer kommunizieren können.“
Seit wann gehen Sie wieder zur Schule? Nach dem alten Stundenplan oder haben Sie weniger Anwesenheitszeit?
Eva Kimmerl: „Ich gehe seit dem 4. Mai wieder in die Schule. Mein Stundenplan hat sich im Grunde nicht verändert, jedoch wurden wir in den Fächern, in denen der Kurs eine Schülerzahl von zehn Personen überschreitet, in zwei Gruppen, A und B, eingeteilt. Vor den Pfingstferien waren noch beide Gruppen zur gleichen Zeit in der Schule, jedoch in zwei unterschiedlichen Räumen, so dass die Lehrer in der Stunde mehrfach den Raum wechseln mussten. Jetzt gibt es A- und B-Wochen, wobei immer eine Gruppe zu Hause bleibt und Aufgabenstellungen über unsere App Sdui erhält. Glücklicherweise beträgt die Schüleranzahl in den meisten Kursen, die ich besuche, weniger als zehn, so dass sich nur in Mathe und Deutsch sowie in zwei weiteren Fächern der Präsenzunterricht und das Homeschooling im Zwei-Wochen-Rhythmus abwechseln.“
Bald sind Sommerferien. Müssen Sie Stoff nachholen? Gibt es Hausaufgaben auf?
Eva Kimmerl: „Im Grunde muss ich keinen Stoff nachholen, da meine Lehrer uns trotz des Homeschoolings den Stoff sehr gut vermitteln konnten und wir gut vorangekommen sind. Es ist jedoch klar, dass wir einige Themen nicht so tiefgründig und ausführlich behandeln konnten wie unter normalen Umständen, doch uns wird immer gesagt, dass darauf Rücksicht genommen wird. Doch mit Blick auf das Abitur habe ich vor, den Stoff dieses Schuljahres noch einmal durchzugehen und wenn mich ein Thema besonders interessiert, werde ich mich vielleicht auch noch einmal genauer damit auseinandersetzen. Hausaufgaben haben wir bis jetzt noch keine für die Sommerferien auf. Ob das so bleibt, werden wir vermutlich in der letzten Schulwoche erfahren.“
Was hat Sie motiviert, trotz geschlossener Schulen in den akuten Corona-Monaten dennoch zu lernen?
Eva Kimmerl: „Besonders motiviert hat mich mein schon lange gehegter Berufswunsch. Ich möchte gern Medizin studieren und leider liegt der Numerus Clausus für diesen Studiengang noch immer in fast jedem Bundesland bei 1,0. Zwar soll dieser nun nach und nach abgeschafft werden, dennoch hat man eine größere Chance auf einen Studienplatz, wenn die Abiturnote im sehr guten Bereich liegt.
Somit habe ich mir immer, also nicht nur in der Zeit des Lockdowns, mein Ziel vor Augen geführt und mich so zum Lernen motiviert. Jedoch muss ich auch sagen, dass mir das Lernen im Grunde Spaß macht und ich gut die Zeit des Zuhause-Bleibens überbrücken konnte. Dadurch kamen die Motivation und die Lust aufs Lernen häufig ganz von allein.“
Was hat Ihnen am meisten gefehlt?
Eva Kimmerl: „Besonders vermisst habe ich meine Freunde, die Klassenkameraden sowie die Lehrer – all die sozialen Kontakte, die normalerweise selbstverständlich sind. Aber auch der routinierte Tagesablauf und meine Freizeitaktivitäten, wie das Hockey- und Violinespielen haben mir sehr gefehlt sowie meine Großeltern, die ich zu deren Schutz in der akuten Phase nicht besucht habe.“
Wie ist es Ihren Mitschülern ergangen und wie haben Sie sich gegenseitig gestützt?
Eva Kimmerl: „Von den meisten Mitschülern habe ich gehört, dass es ihnen ähnlich erging. Fast alle wünschten sich, wieder die Schule zu besuchen und sich zu sehen, da man in der Zeit des Lockdowns meist nur mit den besten Freunden Kontakt hatte. Miteinander zu telefonieren hat uns sehr geholfen, mit der Situation zurecht zu kommen. Wir konnten uns über unsere Erfahrungen austauschen und uns über den Umgang mit dieser außergewöhnlichen Situation unterhalten. Die Kursstufe als Ganzes hat sich im Lockdown etwas aus den Augen verloren und keinen regelmäßigen Kontakt gehabt, wie es normalerweise zwangsläufig in der Schule geschieht. Besonders toll fanden viele von uns deshalb den Online-Live-Unterricht.“
Sie waren Ende 2019 im Musical „Annie“ auf der Bühne Ihrer Schule zu sehen – und haben sich sofort in die Herzen der Zuschauer gespielt und gesungen. Dürfen wir uns auf einen weiteren Auftritt freuen?
Eva Kimmerl: „Ich hoffe sehr, denn es ist im Moment noch ungewiss, wie es mit der Musical-AG weitergehen wird. Eigentlich hatten wir zum 350-jährigen Schuljubiläum einen Auftritt geplant. Doch dieser ist Corona-bedingt ausgefallen. Singen ist leider noch strengstens verboten, weshalb es bis zum Ende des Schuljahres auch kein Treffen der Musical-AG geben wird. Nach den Sommerferien werden die Zahlen entscheiden, ob wir als Musical-AG wieder proben dürfen und auftreten können. Ich hoffe sehr, da das vermutlich mein letztes Mal ist.“
Was haben Sie, ganz persönlich, aus der Corona-Zeit gelernt?
Eva Kimmerl: „Einerseits habe ich gelernt beziehungsweise lerne ich noch, flexibler zu sein, die Dinge so anzunehmen wie sie sind und sich mit Situationen abzufinden, wenn man diese selbst nicht ändern kann. Es bleibt dann nur, dass Beste daraus zu machen und das Positive zu sehen, wie zum Beispiel die gemeinsame Zeit mit der Familie. Andererseits wurde mir auch bewusst, die Dinge im Leben zu schätzen, die für uns normalerweise selbstverständlich sind, wie das Treffen mit Freunden, der Besuch der Schule, ins Schwimmbad zu gehen und vieles mehr.“
Foto: FBB-Archiv