Baden-Baden: Die Stadt altert weiter

19Juli
2022

Oldies but Goldies: Während die Bürger in Baden-Württemberg durchschnittlich 43,8 Jahre alt sind, können die Baden-Badener stolze 47,2 Jahre im Mittel vorweisen. Dies hat das Statistische Landesamt in Stuttgart ermittelt.

Dass Baden-Baden die Spitze der Städte in Baden-Württemberg in Sachen Altersdurchschnitt anführt, ist keine Neuheit: Schon seit langer Zeit zeichnet die Statistik dieses Bild. Die jüngste Stadtbevölkerung in der Nachbarschaft ist in der Fächerstadt Karlsruhe zu finden: Dort beträgt das Durchschnittsalter lediglich 42,8 Jahre, was vermutlich den vielen Studenten zu verdanken ist und den jungen Familien, die sich dort ansiedeln. Außerdem verfügt Karlsruhe seit längerer Zeit über eine hohe Dichte an Start-ups und IT-Unternehmen. Auch das zieht junge Arbeitnehmer an.

Die Ortenau ist jünger

Ebenfalls zu den jüngeren Regionen zählt der Ortenaukreis mit einem Durchschnittsalter von 44,3 Jahren, gefolgt von Rastatt mit 45,2 Jahren. Schlusslicht: Baden-Baden mit besagten 47,2 Jahren.

Es fehlt an Angeboten für junge Leute

Die Gründe für das hohe Durchschnittsalter liegen auf der Hand: Baden-Baden verfügt über keine etablierte Hochschule, so wie das etwa in Karlsruhe oder auch in Offenburg der Fall ist. Hochschulen und Universitäten ziehen junge Menschen an – und wenn es ihnen nach dem Studium in der Stadt gefällt, bleiben sie da und gründen Familien. Schulen gibt es in Baden-Baden reichlich, jedoch hat es noch kein Bürgermeister geschafft, die Idee einer staatlichen Hochschule hier zu etablieren. Auch wohlhabende Sponsoren, die bereit waren, zweistellige Millionenbeträge für solche Projekte bereitzustellen, wurden nicht gehört oder schlichtweg übergangen.

Die Baden-Badener Preise haben es in sich

Hochschulen, bezahlbarer Wohnraum für Familien und Angebote für junge Leute, die hier arbeiten und ausgehen wollen: Hier hat Baden-Baden seine Hausaufgaben längst nicht gemacht und hier besteht dringender Handlungsbedarf. Welcher Student kann schon fünf, sechs Euro für eine Weinschorle zahlen? Oder 20 Euro für einen Burger? Es wird Zeit, dass die junge Generation in die Stadt integriert wird. Davon werden auch die älteren Bürger profitieren.

Viele Rentner

Apropos: Baden-Baden weist einen hohen Anteil an Menschen über 65 Jahren auf: 26 Prozent sind es in Baden-Baden, sechs Prozent mehr als im gesamten Bundesland. Außerdem hat das Statistische Landesamt herausgefunden, dass unsere Stadt seit 1961 kaum gewachsen ist. Allerdings hat sich der Anteil der Bürger im Rentenalter seitdem verdoppelt.

Heidelberg hat Glück

Übrigens: Von den 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg darf sich die Stadt Heidelberg mit durchschnittlich 40,7 Jahren über die jüngste Bevölkerung freuen. Auch sie verfügt – über eine renommierte Universität und Hochschulen. Und ein großes Angebot für junge Leute. Spaghetti essen, bis in die frühen Morgenstunden für sage und schreibe 2,90 Euro: In der Altstadt-Kneipe „Vater Rhein“ ist das immer noch möglich.

Foto: Ben Becher