Auf zum Friseur!
23Februar
2021
Gute Nachricht, vor allem für die Damen: Am 1. März dürfen Friseursalons endlich wieder Spitzen schneiden und Strähnchen färben. Die Branche hat es schwer gebeutelt – und die zugesagten Finanzspritzen sind längst noch nicht überall ausbezahlt worden.
Die Schilderung der Friseurin am Telefon klingt dramatisch: Mitte Dezember hat sie ihren Salon Corona-bedingt schließen müssen – zum zweiten Mal in kurzer Zeit. Und wieder verdient sie kein Geld. Hinzu kommt: Die staatlichen Hilfen sind bei ihr noch nicht angekommen. „Wir haben bis heute keinen Cent gesehen, unser Erspartes ist komplett weg. Die meisten Kolleginnen, die schon lange Friseure sind, haben jetzt ihre Altersversorgung geköpft. Das Kurzarbeitergeld, das wir bewilligt bekamen, ist noch nicht ausbezahlt. Wir rennen gerade um unser Leben, ich weiß nicht mehr weiter. Ich überlege mir, wie ich Brot kaufe, wie ich überhaupt mein Leben finanzieren kann. Lange kann ich nicht mehr so weitermachen“, berichtet Melanie Peter*.
Über Monate kam kein Geld in die Kasse
Ihre Arbeit ist in normalen Zeiten sehr gefragt. Vor Corona musste man drei Monate warten, bis man einen Termin bei der begabten Friseurmeisterin bekam. Doch diese Zeiten werden vermutlich erst einmal vorbei sein. So wie Melanie Peter geht es vielen Betreibern von Friseursalons: Über Monate haben sie keinen Umsatz gemacht. Im Frühjahr 2020 hatten sie schon einmal für viele Wochen zumachen müssen. Als die Salons dann mit strengen Hygieneauflagen wieder öffnen durften, gab es zunächst einen regelrechten Run: Ansätze mussten koloriert, Strähnchen gefärbt und lang gewordene Mähnen geschnitten werden. Doch der dauerte nicht lang.
Die Kunden sind vorsichtig mit ihren Ausgaben
„Das Geschäft war nach dem ersten Ansturm aber nicht mehr dasselbe wie vor der Pandemie“, berichtet Melanie Peter. „Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder die Angst, seinen Job zu verlieren, haben meine Kunden vorsichtiger gemacht. Sie lassen jetzt öfter mal einen Termin aus. Und sparen, wo es geht.“
Eine ganze Branche kämpft ums Überleben
Rund 60 Prozent der Friseurbetriebe im Südwesten sollen in akuter Existenznot sein, laut Aussage von Matthias Moser, Geschäftsführer des Fachverbands Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg. Bereits der erste Lockdown im Frühjahr 2020 hat dem Friseurhandwerk im Vergleich zu anderen Handwerken besonders stark zugesetzt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, machten die Friseurunternehmen in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 11,8 Prozent weniger Umsatz. Im 2. Quartal 2020 erwirtschafteten die Friseurunternehmen nach vorläufigen Ergebnissen sogar 24,8 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
Die Hygiene-Standards sind hoch
Ein Trauerspiel – und das, obwohl die hygienischen Standards in den meisten Betrieben hoch sind: Laut Matthias Moser seien seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 gerade einmal 22 Corona-Fälle von Friseurbetrieben registriert worden – bei 80.000 Betrieben mit 240.000 Mitarbeitern. Also, worauf warten wir noch? Auf zum Friseur!
*Name von der Redaktion geändert.
Fotos: Pixabay.com